Galerie Karl Flinker, Paris, - Aus dem Besitz eines Mitgliedes der Familie Freiherr von Goldschmidt-Rothschild, ehemals Palais Grüneburg, Frankfurt am Main, Norbert Kricke gelingt es in seinen schwerelos und zerbrechlich wirkenden Raumplastiken Zeit und Raum bildlich darzustellen, Dabei ging der Künstler gar nicht erst vom Körper oder der Figur aus, sondern von der Linie, Er bündelt die Stäbe, knickt sie oder bildet mit ihnen räumliche Formen, Dabei erhalten diese räumlichen Formen eine gewisse Beschleunigung, Es entsteht der Eindruck, als wollten sie sich im Raum orientieren, ein eigenes Verhältnis zu ihm gewinnen, Seine Raumskulpturen beeinflussen in völlig unfigurativer Weise den Raum, vollziehen scheinbar räumliche Gebärden und artikulieren damit auf künstlerischer Weise, So erschuf Kricke eigentümlich körperlose und immaterielle Raum-Zeit-Gebilde, die im Gegensatz zu den traditionellen Körperplastiken stehen, deren Massenvolumen aus Materialien wie Stein, Marmor oder Bronze bestehen, eine geschlossene Oberfläche ausbilden und den umgebenden Raum ausgrenzen, Die hier angebotene "Raumplastik" von 1961/1965 erwächst aus einer kleinen Standfläche, Ein erstes Stangenbündel strebt nach oben, um sich im mittleren Teil, ergänzt durch weitere Formationen aus gebündeltem Draht, zu teilen und in verschiedene Richtungen weiter zu drängen, Filigrane Bündel wie auch einzelne Stäbe durchbrechen dabei die Kontur und verlieren sich im Raum, Nach Kricke bedeutet Raum in der Plastik immer Freiheit, Diese Freiheit soll bei der Betrachtung seiner Plastik spürbar werden und sich auf den Menschen übertragen, "Ich freue mich über Kunst, die Menschlichkeit ausstrahlt, Sie erhöht meine Freiheit, Formale Probleme genieße ich, wenn sie Lösungen sind, Wenn ich vom Statischen frei werde, dann nur, indem ich andere Verpflichtungen eingehe nämlich die des Raumes und der Bewegung, Weg von der messbaren Realität - sie ist die Steife Leiche in unserem Raum - hin zur vorgestellten, zur verwandelten Wirklichkeit - dann sind wir gerettet, Die simple Greifbarkeit des Messbaren ist zweifache Schwäche, In einer Sekunde alle Zeiten fühlen, Das ist die Ruhe der Bewegung - Stille Freude" (Kricke 1961), Zitiert nach Stephan von Wiese und Sabine Kricke-Güse (Hrsg, ) Norbert Kricke - Plastiken und Zeichnungen - Eine Retrospektive", Düsseldorf 2006/2007, S, 180/181