Privatsammlung, Westschweiz. Fernand Léger arbeitete zunächst als Architekturzeichner in Caen und später in Paris und lernte dann als freier Student an der École des Beaux-Arts in den Ateliers von Jean Léon Gérôme und Gabriel Ferrier. 1908/09 lebte er im Kreis von Robert Delaunay, Alexander Archipenko, Henri Laurens und Jacques Lipchitz in der Künstlerkolonie "Zone" und stellte seine Werke ab 1910 in der Galerie Kahnweiler aus. Von Picasso und Braque beeinflusst, näherte er sich dem Kubismus. Die Kriegserlebnisse stiessen ihn auf sein Hauptthema: Die technisierte Welt des 20. Jahrhunderts, die er in einer Reihe von Bildern festhielt. Ab 1927 näherten sich seine Figurenkompositionen wieder vermehrt einer "natürlichen" Wiedergabe an. Die Freundschaft mit Le Corbusier regte ihn 1920 dazu an, monumentale Wandgemälde, Mosaiken und Glasfenster zu gestalten. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wurde ihm die Ehre zuteil, den Sitzungssaal der UNO in New York zu dekorieren. Seinen Schülern im Atelier liess Léger die grösstmögliche Freiheit bei der Entwicklung ihres eigenen Stils. Doch immer wieder wies er auf den Stellenwert der Zeichnung hin: "Zeichnet, zeichnet vor allem eine genaue Zeichnung, Linienbezeichnung, nichts ausser Linien. Zuerst fragmentarische Einzelheiten, Hände, Füsse, später Figuren und schliesslich Gesamtkompositionen". Mit zunehmend weniger Beiwerk und kompositorischer Inszenierung erfasste Léger das Objektive, um welches es ihm ging: Um ein "ungezwungenes Spiel mit Akkorden und Rhythmen, bereitet aus Farben, Führungslinien, Abständen, Gegensätzen". Die vorliegende Reliefplatte geht auf das lithografierte Blatt 21 der Serie "Cirque" zurück. Diese zu Fernand Légers Hauptwerken zählende Folge mit insgesamt 63 Lithografien wurde von E. Tériade (eigtl. Stratis Eleftheriadis, 1897-1983) in Auftrag gegeben und 1950 von der Édition Verve in Paris herausgegeben. Vgl. Literatur: Lawrence Saphire, Fernand Leger. The complete graphic work, New York 1978, S. 111.